In unserer Familie stand von vornherein fest, dass unsere Kinder jeweils eine Sportart betreiben, zusätzlich aber auch ein Musikinstrument erlernen sollen.
Zuerst habe ich beides getrennt von einander betrachtet. Oftmals hört man, dass das Erlernen eines Musikinstrumentes die Schulleistungen positiv beeinflusst. Mittlerweile glaube ich allerdings auch fest daran, dass sich das Musizieren zudem extrem positiv auf die sportliche bzw. motorische Entwicklung der Kinder auswirkt.
Mir ist aufgefallen, dass Kinder, die Musikinstrumente spielen, weniger Probleme haben, beide Körperhälften gleich zu benutzen bzw. zu synchronisieren. Ein sehr positiver Effekt für den Bereich Beidfüssigkeit, Koordinationsschulung, und Rhythmisierungsfähigkeit.
Ich begann im Internet zu recherchieren und bin auf erstaunliche Dinge zum Thema Fussball/Sport und Musik gestossen.
An der Universität Hannover z.B. gibt es ein Projekt namens „SoundSoccer“ bei denen Wissenschaftler untersuchen, wie sich Musik auf das Spiel der Kicker auswirkt. Forscher hatten herausgefunden, dass bei Menschen, die zusammen musizieren, sich die Hirnströme der Musiker angleichen, d.h. sie schwingen im Gleichklang. Den gleichen Effekt erzielte Prof. Effenberg (ja, er heisst tatsächlich so ;)) bei einem Experiment mit Fussballern. Er fand heraus, dass sich bei der Mannschaft, die über Kopfhörer alle die gleiche Musik im fussballtypischen Lauftempo (140 - 160 bpm) hörte, z.B. das Abspieltiming deutlich verbesserte. Die Hirnströme scheinen sich zu synchronisieren. Die Wissenschaftsergebnisse wurden mittlerweile schon auf einem Wissenschaftskongress des DFB präsentiert und man darf gespannt sein, wie sich die Erkenntnisse in Zukunft auf das Training auswirken.
Ein anderer positiver Effekt der Musik ist, dass sie grundlegend unsere Stimmung beeinflusst. Der DFB hat eigens auf seiner Homepage Playlists veröffentlicht, mit der sich die Sportler auf ein Spiel vorbereiten können. Frei nach dem Motto Gute Musik = Gute Stimmung. Forscher haben im übrigen herausgefunden, dass gerade die Beats von Eminem für Sportler leistungssteigernd sein sollen.
Wenn ich mir jetzt Gedanken mache und die positiven Effekte des Selbermusizierens mit den Gruppeneffekten von guter Stimmung und präzisem Zusammenspiel kombiniere, dann fallen mir immer Bilder der brasilianischen Nationalmannschaft ein, die bei der Anreise zum Spiel im Bus zusammen musizieren mit Percussion und Gesang. Diese Vorbereitung auf das Spiel ist bei diesen Ballkünstlern, die vor dem Spiel schon ihre Hirne im gleichen Rhythmus schwingen lassen, vielleicht schon der erste Weg zum schönem Spiel und den daraus resultierenden Erfolgen.
Im Film „Pelé - der Film“ heisst es: Die Jinga eigentlich der Grundschritt des Capoeira, gleichzusetzen mit der Samba, ist das Lebensgefühl, dass alle Brasilianer vereint. Der Fussball ist der König der Jinga.
Fakt ist, dass das Musizieren im Gehirn unsere Neuronen vernetzt. Oftmals müssen rechte und linke Hand unterschiedliche Bewegungen durchführen. Zusätzlich müssen die Augen die Notenwerte erkennen. Es ist also ein hochkomplexer Vorgang, den Koordinationstrainer im Fussball zum Beispiel mit Trainingsformen des Life Kinetik fördern.
Doch warum sollte man darauf warten, bis das Kind vielleicht in einer späteren Jugendmannschaft damit zum ersten Mal konfrontiert wird. Den gleichen Effekt kann man schon ganz früh bei Kindern fördern, erst durch musikalische Früherziehung im Kleinkindalter und dann mit dem Erlernen eines Instruments.
Und es gibt noch einen tollen Effekt. Der Erfolg beim Üben mit dem Instrument stellt sich nicht immer sofort ein, sondern über die Zeit, d.h. der Erfolg kommt später und damit auch die persönliche Belohnung. Und diese Erfahrung ist Gold wert. Man denke nur an die Jungjahrgangsmannschaften, die eine Saison gegen die Altjahrgänge bestehen müssen, um dann ein Jahr später den Erfolg zu ernten. Auch die musizierenden Kinder lernen sich durchzubeissen, um sich später mit ihrem Vorspielen zB. beim Konzert, Wettbewerb oder Hauskonzert vor der Familie zu belohnen. Eine wichtige Erfahrung für Schule, Studium, Ausbildung und natürlich dem Sport.
Berühmte Fussballer die Instrumente spielen:
- Andreas Görlitz (früher FC Bayern, heute erfolgreicher Musiker (Gitarre))
- Thomas Broich ( Gladbach, Nürnberg, Brisbane, (Klavier))
- Dante (Gladbach, Bayern, Nizza, (Gitarre))
- Dion Dublin (ManU, Erfinder des Instruments „The Dube)
- Marteria (Musiker, Jugendspieler Hansa Rostock, U17 Nationalspieler)
- Pelé (FC Santos, New York, (Gitarre))
Quellen:
Projekt SoundSoccer
https://www.sportwiss.uni-hannover.de/soundsoccer_sw.html
http://www.dfb.de/trainer/seniorin-ue-35/artikel/gute-musik-gute-stimmung-2218/
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