# 15 Das erste Sichtungstraining

Ich hatte meinen Sohn einfach mal bei einem Sichtungstraining (Tag der Talente im Januar 2017) bei Borussia Dortmund angemeldet. Zum einen erhoffte ich mir ein unabhängiges Feedback zum Talent meines Sohnes (als Papa sieht man eh alles durch die rosarote Brille und auch die Vereinstrainer sind in gewisser Weise ja befangen), zum anderen war ich auch neugierig auf die anderen Kinder und deren Eltern, die sie zu diesem Ereignis angemeldet haben.

Zwei Tage vor dem Training habe ich dann meinen Kleinen von dem anstehenden Sichtungstraining berichtet. Er fragte nur:“ Dortmund?“ Seine Begeisterung hielt sich verständlicher Weise in Grenzen, sind doch Oma und Opa eingefleischte Anhänger der Blauen. Ich sagte nur: „Ja warum denn nicht. Wir können uns das ja mal angucken.“ 

 

Am besagten Tag weckte ich meinen Sohn und war irgendwie nicht sehr überrascht, als er mir mitteilte, dass es ihm „irgendwie überhaupt nicht gut ginge.“ Er erzählte mir irgendetwas von wegen „Bauchschmerzen“, aber ich kannte ja die wahre Ursache. Er konnte sich mit schwarz-gelb noch nicht so richtig anfreunden. Mir hingegen war wichtig, dass er an diesem Tag eine wichtige Lektion lernt. 

 

Deshalb machten wir uns fertig und im Auto suchte ich das Gespräch mit ihm. Ich sagte: „Leo, dass Wichtigste am Fussball spielen ist, dass Du Spass hast. Die Trikotfarbe ist nicht entscheidend.“ Keine Antwort. „Schau mal in deiner Mannschaft, beim Training, da hat der eine ein Trikot von Bayern an, der andere von Dortmund und der nächste von Schalke. Und trotzdem habt ihr alle Spass und seid eine Mannschaft.“ Keine Antwort. Ich startete einen neuen Anlauf. „Und in der Nationalmannschaft. Da gibt es Spieler von Bayern, Dortmund, Schalke, und die schlafen sogar in einem Zimmer. Und die haben alle Spass miteinander, sind eine Mannschaft und wurden sogar Weltmeister.“ Keine Antwort. Harte Nuss, dachte ich. Normalerweise quatscht er immer so viel. Kurz vor dem Westfalenstadion wagte ich meinen letzten Versuch. „Schau mal“, sagte ich „Der Felix Passlack ist Profi bei Borussia Dortmund. Er ist aber seit seiner Kindheit eigentlich Fan von Schalke 04. Nur, dass er als Kind mal ein Probetraining beim BVB gemacht und für sich erkannt hat, dass das genau das Richtige (der richtige Verein) für ihn ist. Und jetzt ist er immer noch Fan, spielt aber für Dortmund.“ Er guckte mich nur an, keine Antwort. Naja, aber immerhin hatte er rübergeschaut, dachte ich.

 

Beim Training selbst waren etwa 30 Kinder anwesend. 25 von ihnen in Dortmund Trikot. Meiner natürlich nicht ;)

Erst gab es die Ansprache der Trainer, dann ein kurzes Aufwärmprogramm und anschliessend wurden die Jungs in Teams aufgeteilt und es wurde gepöhlt. 

Nach dem ersten Spiel kam mein Junge dann zu mir und sagte nur: „ Papa, du hattest Recht. Das macht voll Spass hier, und die Trainer sind total nett!“

Da wusste ich, dass mein Sohn heute, unabhängig von dem Ergebnis und einer weiteren Einladung, etwas wichtiges gelernt hat. Es ist nicht wichtig, welche Farbe das Trikot hat, bei welchem Verein man spielt. Das einzig Wichtige ist die Leidenschaft für die Sache selbst. Ich bin so stolz auf ihn.

 

To be continued.....

 

Demnächst „Der Recall. Wird die Leistung reichen?“ 

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